SC Paderborn steht nach Drittliga-Abstieg vor Scherbenhaufen

Noch vor 20 Monaten grüßte der SC Paderborn 07 als Tabellenführer der Bundesliga, nun müssen die Ostwestfalen den bitteren Gang in die 3. Liga antreten. Die Gründe sind vielschichtig, die Folgen weitreichend: Der Etat und insbesondere die TV-Gelder sinken drastisch, der Kader steht vor einem großen Umbruch. Der Weg zurück in die 2. Bundesliga ist weit.

"Der Verein an sich hat komplett versagt"

Als am 11. Mai 2014 rund 20.000 Fans auf dem Rathausplatz den nie für möglich gehaltenen Aufstieg in die Bundesliga feierten, hat niemand daran gedacht, dass man nur zwei Jahre später in die 3. Liga abstürzen würde. Doch auf dem Höhepunkt der Vereinsgeschichte angekommen, folgte der rasante Sturz nach unten: Innerhalb eines Jahres marschierte Paderborn aus der Bundesliga direkt in die 3. Liga. Fünf Vereinen erging es in der Geschichte zuvor zwar ebenfalls so, doch noch nie stieg ein Klub zwei Mal in Folge als Tabellenletzter ab. "Der Verein an sich hat komplett versagt. Und wenn man dann nach 34 Spieltagen Letzter ist, dann hat man den Abstieg auch verdient", fand Moritz Stoppelkamp nach der 0:1-Pleite gegen Nürnberg bei "Sky" deutlich Worte. Auch die Ausbeute von nur 28 Toren und zwei Heimsiegen liest sich wie die Bilanz eines klaren Absteigers. Selbst in der Bundesliga, als die Gegner noch Bayern, Dortmund und Schalke hießen, traf der SCP häufiger und holte mehr Punkte.

Nur fünf Spieler mit Drittliga-Vertrag

Die Gründe für den Absturz sind vielschichtig. "Wir haben es nicht geschafft, den Umbruch erfolgreich durchzuführen. Sportlich haben wir viele individuelle Fehler gemacht, so dann einfach zu viele Spiele verloren", so Stoppelkamp. Die Abgänge von Leistungsträgern wie Elias Kachunga, Mario Vrancic und Uwe Hünemeier hat der SCP weder verkraftet, noch kompensiert. Überhaupt hinterlässt die Zusammenstellung des Teams viele Fragen: Mit Rafa López, Oliver Kirch, Idir Ouali, Jakub Sylvestr und Srdjan Lakic standen gleich fünf erfahrene Spieler unter Vertrag, die selten bis nie zum Einsatz kamen. Zudem lässt die Kaderplanung den SCP nun vor einem Scherbenhaufen stehen: Bisher stehen mit Tim Sebastian, Robin Krauße und den U19-Spielern Jonas Brammen, Tim Mannek und Semir Saric nur fünf Spieler für die 3. Liga unter Vertrag. 27 Akteure, darunter Süleyman Koc, Kevin Stöger und Marvin Bakalorz, die laut transfermarkt.de zusammen einen Marktwert von 3,2 Millionen Euro aufweisen, können den Verein ablösefrei verlassen. Mit Markus Gellhaus, Stefan Effenberg und René Müller versuchten sich gleich drei unerfahrene Trainer am SCP – allesamt ohne Erfolg. Vor allem die Verpflichtung von Ex-Profi Effenberg brachte viel Unruhe in den Verein.

Etat wird halbiert – Mitarbeiter werden entlassen

Wie sich der Sportclub in der neuen Saison sportlich aufstellen will und ob der direkte Wiederaufstieg realistisch ist, ist noch vollkommen offen. Sicher ist bisher nur: René Müller bleibt Cheftrainer. Doch wer den Posten des sportlichen Leiters übernimmt und damit für die Zusammenstellung eines neuen Kaders verantwortlich ist, wurde noch nicht bekannt. Hinter den Kulissen ist Präsident Wilfried Finke nach 20 Jahren von seinem Posten als Präsident zurückgetreten, Nachfolger wird der bisherige Geschäftsführer Martin Hornberger. Dieser muss nun mit einem deutlich geringen Etat einen Neuanfang einleiten. Allein die TV-Gelder sinken von knapp zehn Millionen auf rund 750.000 Euro, sodass der Etat auf einen Schlag halbiert wird. Zum Vergleich: In der Bundesliga-Saison erhielt der SC fast 20 Millionen Euro an TV-Geldern. Um nun die Kosten zu senken, wird sich der SCP zudem wohl von der Hälfte seiner Geschäftsstellen-Mitarbeiter (bisher knapp 30) trennen – dies kündigte Hornberger bereits vor dem Spiel gegen Nürnberg an. Nach dem direkten Durchmarsch von der Bundesliga in die 3. Liga ist der Verein auf dem Tiefpunkt seiner jüngeren Vereinsgeschichte angekommen und steht somit vor einem gewaltigen Scherbenhaufen. Der Weg zurück, er wird weit.

 

   
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