DFB-Schnieders: "Die 3. Liga ist eine Erfolgsgeschichte"

Bevor die 3. Liga am Wochenende ihren Spielbetrieb wieder aufnimmt, sprach liga3-online.de mit Manfred Schnieders, Vorsitzender des DFB-Spielausschusses, über die Entwicklung der 3. Liga, die Suche nach einem Liga-Sponsor, einen möglichen Einstieg von "Sky" und über Regionalliga-Reformen.

[box type="info"]Zum Hintergrund: Der Spielausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) schafft die Strukturen für den Amateurfußball in Deutschland, kümmert sich hinter den Kulissen um die Verwaltung der 3. Liga sowie des DFB-Pokals und erstellt die Spielpläne dieser Wettbewerbe. Darüber hinaus führt der Spielausschuss auch Schulungen zu den Themen Spielmanipulation und Doping-Kontrollen durch. [/box]

liga3-online: Herr Schnieders, die Dritte Liga geht jetzt in ihre achte Saison. Kann man von einer Erfolgsgeschichte sprechen?

Manfred Schnieders: Ich denke schon. Die Marke hat sich etabliert, das stellen wir immer wieder fest – auch an den Zuschauerzahlen, die kontinuierlich steigen. Ich denke, das ist ein gutes Signal. Wir haben eine sehr ausgeglichene Liga, die von Anfang bis Ende durchweg spannend ist.

Neben sechs ehemaligen Erst- und 15 ehemaligen Zweitligisten sind in der kommenden Saison auch acht frühere DDR-Oberligisten vertreten. Ist die Liga attraktiv wie nie zuvor?

Die Attraktivität kommt nicht nur allein daher, dass jetzt im Osten so viele Derbys stattfinden. Wir hatten in der vergangenen Saison mit Bielefeld und Duisburg zwei Zuschauermagneten, die hinter Dresden die Spitzenplätze in der Zuschauerstatistik belegt haben. Natürlich wird der Osten in diesem Jahr von den Derbys profitieren. Das wird sehr spannend.

Der SV Darmstadt 98 hat in der vergangenen Saison als erstes Team der Drittliga-Geschichte den direkten Durchmarsch in die Bundesliga geschafft. Ein Zeichen für die Stärke der 3. Liga?

Ich denke schon. Es hat sich in den letzten Jahren gezeigt, dass viele Mannschaften, die aufgestiegen sind, in der 2. Bundesliga gut mithalten und sich etablieren. Ich glaube auch, dass Bielefeld und Duisburg eine gute Rolle in der 2. Bundesliga spielen werden. Insgesamt hat sich die 3. Liga sehr stark entwickelt. Der sportliche Abstand zwischen der 2. und 3. Liga ist nicht groß.

Stichwort Aufstieg: Viele Drittligisten haben im Sommer kräftig in ihre Kader investiert, um den Sprung in die 2. Bundesliga zu schaffen. Ist es aus Ihrer Sicht nicht zu risikoreich, alles auf eine Karte zu setzen?

Ein gewisses Risiko geht man immer ein. Wenn ich in den Kader investiere, kann ich nicht unbedingt immer davon ausgehen, dass alles direkt zusammenpasst. Viele Teams hatten auch eine relativ hohe Anzahl an Abgängen und versuchen natürlich, das entsprechend wieder aufzufüllen. In vielen Vereinen wird aber auch ein anderer Weg gegangen und auf junge und talentierte Spieler aus den eigenen Reihen gesetzt.

Der DFB befindet sich schon seit einigen Jahren auf der Suche nach einem Sponsor für die 3. Liga, bislang gab es in dieser Hinsicht jedoch noch nichts zu vermelden. Warum gestaltet sich die Suche so schwierig?

Die Antwort von Firmen lautet oft: 'Das ist 3. Liga. Wir wollen aber mit unserem Produkt erstklassig sein.‘ Dieses Argument kommt in Gesprächen häufig und deshalb gestaltet sich die Suche schwierig – auch wenn sich die Liga toll entwickelt hat und von den Fans angenommen wird. Im vergangenen Jahr haben wir der 3. Liga ein neues Markenbild gegeben (#zeigtsuns, Anm. d. Red.) – auch mit dem neuen Logo. Das etabliert sich gut und gibt der 3. Liga ein schärferes Profil, was auf Dauer in der Vermarktung helfen soll. Wenn wir in dieser Saison wieder auf potenzielle Partner zugehen, was wir eigentlich pausenlos im Hintergrund machen, gibt es vielleicht eine Lösung. Ich jedenfalls gebe die Hoffnung nicht auf. Die Marke muss sich in den Köpfen der Leute verankern. Das passiert aktuell.

Viele Vereine kritisieren, dass das TV-Geld in der 3. Liga viel zu niedrig sei. Würden Sie dem zustimmen?

Aktuell reden wir hier von insgesamt 12,8 Millionen Euro pro Saison. Das kann sich im internationalen Vergleich und im Vergleich mit den 1. Ligen anderer Sportarten in Deutschland sehen lassen. Aktuell gibt der Markt auch keine signifikante Steigerung her. Aber natürlich ist der DFB ständig bestrebt, weitere Verbesserungen für die 3. Liga und die Vereine zu erzielen. Voraussetzung ist, das Produkt noch attraktiver zu gestalten und noch mehr Reichweite zu erzielen.

Zuletzt wurde auch über ein mögliches Interesse von Sky an der 3. Liga spekuliert. Würden Sie den Einstieg des Pay-TV-Senders begrüßen? Würde es überhaupt Sinn machen?

Grundsätzlich macht es dann Sinn, wenn wir höhere Erlöse für die Vereine erzielen können. Ob es dann letztlich zur Realisierung kommt, muss man abwarten. Ich kann es im Moment wirklich nicht sagen.

Lassen Sie uns über den neuen Spielplan reden. Zunächst die Frage: Wie ist der Plan entstanden und welche Kriterien haben dabei eine Rolle gespielt?

Beim Spielplan versucht man natürlich, auch die Wünsche von den Vereinen zu berücksichtigen. Darüber hinaus gibt es Vorgaben von den Sicherheitsorganen, die bedacht werden müssen. Grundsätzlich haben wir ganz viele Dinge und Faktoren zu berücksichtigen, die auch mit der Bundesliga und 2. Bundesliga zu tun haben – sogar mit den Regionalligen. Da spielen Fanbewegungen an Spieltagen eine Rolle, es gibt Sicherheitsauflagen durch die ZIS, die alle eingearbeitet werden müssen. Am Ende hat man dann hoffentlich einen Spielplan gebastelt, mit dem alle leben können und bei dem die attraktiven Spiele möglichst zu Zeiten stattfinden, an denen das Zuschauerinteresse am größten ist. Man möchte den Fans ja auch entsprechende Möglichkeiten bieten. Im Winter ist das oft ein bisschen schwieriger.

Viele Spiele werden in den kommenden Wochen unter Flutlicht stattfinden. Geschieht dies auf Wunsch der TV-Sender?

Die TV-Sender sehen natürlich gerne Flutlicht-Spiele, auch für viele Vereine ist es eine attraktive Geschichte. Wenn Abendspiele stattfinden, ist das Interesse auch mal größer als wenn ein Spiel mittags um 14 Uhr angepfiffen wird.

Ist es eigentlich ein Zufall, dass der 1. FC Magdeburg in den nächsten Wochen meistens am Freitagabend spielt?

Ja, das ist eher zufällig. Dahinter steckt keine böse Absicht (lacht).

Thema Regionalliga: Vielen Fans und auch Vereinen ist es ein Dorn im Auge, dass der Meister nicht automatisch aufsteigt. Ist der aktuelle Weg mit den Aufstiegsspielen aus Ihrer Sicht der optimale?

Nein, der Weg ist sicherlich nicht der optimale. Wir würden uns auch wünschen, dass der Meister aufsteigt, aber bei der derzeitigen Konstellation mit fünf Regionalligen ist das unglaublich schwer. Die 3. Liga will nicht fünf oder gar sechs Absteiger haben. Beim DFB-Bundestag 2013 wurde beschlossen, dass in der aktuellen Form drei Spielzeiten durchgeführt werden und der weitere Ablauf danach evaluiert wird. Wir sind jetzt dabei, dies auszuwerten. Dann werden wir uns darüber unterhalten und intern in den Gremien diskutieren, welche anderen Möglichkeiten es noch gibt.

Es gibt immer mal wieder Ideen, die dann vielleicht doch nicht ganz zu Ende gedacht sind. Wir wollen natürlich, wenn etwas verändert wird, zukünftig eine Lösung haben, mit der wir viele Jahre leben können, ohne direkt wieder über weitere Veränderungen nachdenken zu müssen.

Es geht also schon in die Richtung, dass man etwas verändern möchte.

Wenn wir eine bessere Lösung finden, werden wir auch etwas verändern. Aber wie diese aussehen könnte, ist derzeit noch offen. Es gibt eine Menge Ideen, zum Beispiel die Reduzierung auf vier Regionalligen oder zwei Relegationsgruppen, wobei wir dann immer noch das Problem hätten, dass der Meister nicht direkt aufsteigt.

Was würde gegen die Idee der vier Regionalligen sprechen?

Wir hätten zum einen eine Kostensteigerung, da sich die Fahrzeiten teilweise verdoppeln würden, und zum anderen würde es weniger Derbys geben. Auch die Zusammensetzung der einzelnen Staffeln wäre neu zu klären. Allgemein gibt es hier ganz viele Interessenkonflikte.

Wäre auch eine Erhöhung der direkten Absteiger aus der 3. Liga eine Idee? Vier Absteiger bei 20 Teams wären ja noch verkraftbar.

Genau, das wäre verkraftbar. Aber das ist auch das äußerste. Es wäre unrealistisch, wenn es noch mehr Absteiger geben würde. Das kann man der 3. Liga nicht auferlegen.

Kommen wir zum Abschluss noch zu den U23-Teams. Viele Fans wünschen sich, dass die eher unattraktiven Zweitvertretungen der Bundesligisten nicht mehr in der 3. Liga antreten. Wie steht der DFB dazu?

Aus Fan-Sicht ist das durchaus verständlich. Die Interessen der Bundesliga-Klubs im Hinblick auf ihre U23-Teams sind recht unterschiedlich. Es gibt die Teams, die ihre zweiten Mannschaften abgemeldet haben und es gibt viele, die den eingeschlagenen Weg weitergehen möchten. In unseren Überlegungen spielt auch immer eine Rolle, wie viele Spieler letztendlich den Sprung aus der U23 in die Bundesliga geschafft haben. Da sind zuletzt schon einige dabei gewesen. Von daher kann man nicht einfach sagen, dass wir die U23-Mannschaften eigentlich nicht brauchen. Insgesamt ist es wenig lukrativ, die Nachwuchsteams in einer eigenen Liga auflaufen zu lassen. Dies wird auch von den Ligen nicht gewünscht.

   
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